Neulich fiel mir diese Rettungsaktion für den damals von der Insolvenz bedrohten SV Darmstadt 98 wiedermal ein, worauf hin ich diesen Titel gegoogelt und fast nichts gefunden habe. Gab es 2008 noch kein Internet? Doch natürlich und von wegen "Das Netz vergisst nichts". Wir hatten damals sogar eine eigene Webseite, auf der die Bilder, die man ersteigern konnte zu sehen waren. Es gab einige Zeitungsartikel und einen Fernsehbericht des HR. Trotzdem ist heute kaum etwas darüber im Netz zu finden. Schade, dachte ich, diese Aktion hat viel Geld eingebracht, mich 2 Monate meines Lebens gekostet und Menschen zusammengebracht, die eigentlich sehr wenig miteinander zu tun haben. Also erzähle ich hier die Geschichte dieser für mich besonderen Aktion, so wie Sie in meiner Erinnerung ist...

 

Angefangen hat das alles im Frühjahr 2008, als ich im Radio hörte, dass mein Verein der SV Darmstadt 98  insolvent ist.  Ich war fassungslos, es gab zwar vorher Gerüchte, dass es eng wird, aber das der Verein wirklich vor dem endgültigen aus Stand, hätte ich nicht gedacht. Schon als kleiner Junge war ich mit meinem Vater am Böllenfalltor und dann jahrzehntelang mit Unterbrechungen immer wieder. Die Gegengerade war der Ort wo ich mich seit Jahren mit guten Freunden alle zwei Wochen zum Heimspiel traf um Fußball zu sehen und bei einem Bierchen über Gott und die Welt zu sprechen. Mit zwei, drei Gleichgesinnten ging es auch auf viele Auswärtsspiele. Die Fahrten waren damals meistens nicht so lange wie heute. Oberliga Hessen oder Regionalliga Süd.  Vom Verein und seinen Strukturen selbst wußte ich wenig. Als ich also im Radio hörte, dass der Verein praktisch hoffnungslos verloren war und sich mein erster Frust darüber gelegt hatte, dachte ich gleich, dass es Möglichkeiten geben muss etwas zu tun. Wenn man sehr an etwas hängt  und sich mit vollem Einsatz einbringt, muss doch was möglich sein. Ich überlegte, was ich machen könnte und kam gleich auf die Idee eine Kunstaktion zu machen. Blöd nur, dass ich in keiner Kunstszene verwurzelt bin und auch niemanden vom Verein kannte. Also hab ich mich erst einmal umgehört was sonst so geplant wird und wie das alles laufen soll. Als ich dann las, dass der Verein alle Rettungsaktionen koordiniert, wollte ich schon aufgeben. Ich dachte das wird  nichts, weil mit Kunst sowieso keiner was zu tun hat und das alles viel zu aufwendig ist. Trotzdem habe ich den damaligen Koordinator Tom Eilers irgendwann angerufen und obwohl ich das Gefühl hatte, das er überhaupt nicht verstand was ich wollte, hat er damals unglaublich cool reagiert. Ich weiß den genauen Wortlaut nicht mehr, aber irgendetwas wie "ich weiß zwar nicht was du willst, aber wir unterstützen dich"  muss er zu mir gesagt haben und das reichte um mir ein gutes Gefühl zu geben. Ich mußte also aufschreiben, was ich machen wollte und es dem Verein mitteilen, dann konnte ich loslegen. Zuerst überlegte ich, dass ich einen Medienpartner für die Öffentlichkeit brauche. Als ich abends auf dem Heimweg am "Vorhang Auf"  Büro vorbei fuhr,hielt ich kurzentschlossen an. Die beiden damaligen Herausgeber Sandra und Pippo Russo waren gleich begeistert von der Idee und sagten mir sofort ihre Unterstützung zu. Super. Auch die vielen Telefonate und Treffen mit ortsansässigen Künstlern waren absolut positiv und bereichernd. Und immer wenn ich eine Zusage hatte, konnte ich dem nächsten Gesprächspartner erzählen wer schon alles mitmacht. Ich habe damals kaum eine Absage bekommen und wenn ich mir heute anschaue wer da alles mitgemacht hat, bin ich immer noch begeistert. Viele namhafte und tolle Künstler aus Darmstadt und Umgebung, die für den Fußballverein aus Darmstadt, mit dem die wenigsten etwas zu tun hatten, bereit waren, ein Kunstwerk zu spenden. Es gab viel zu organisieren, den Ort der Veranstaltung, das Justus Liebig Haus hat Sandra Russo organisiert. Flyer, Einladungen, eine eigene Homepage, sogar das Catering während der Veranstaltung konnten als Spende von verschiedenen Firmen organisiert werden. Schließlich nahmen über 60 Künstler mit einem oder mehreren Bildspenden teil. Großartig. Sogar die bekannteste Galerie Darmstadts Netuschil unterstützte die Aktion und Claus K. Netuschil lud im Vorfeld der Ausstellung zu einem Gespräch zwischen Künstlern und Fußballern ein. Damit schafften die Lilien es sogar ins Feuilleton des Darmstädter Echo. Die Stadt Darmstadt unterstütze die Ausstellung ebenso wie die örtliche Presse, die immer wohlwollend im Vorfeld berichtete. Auch für die Versteigerung der Werke gab es Prominente Unterstützung, der damalige Stadionsprecher Peter Kunz und die damalige Justizministerin Brigitte Zypries.

Am Ende war es eine erfolgreiche Aktion. Eine von vielen, denn natürlich hatten viele andere Fans auch tolle Ideen und es gab einige schöne Aktionen, die dazu beigetragen haben, dass der Verein überlebte und seitdem unglaublich erfolgreich ist. Vielen Dank an alle Beteiligten!

 

 

 

Email : hallo@mitschschulz.de.